Wegen der angespannten Haushaltslage der Kommunen stehen auch im Landkreis Kelheim freiwillige Leistungen auf dem Prüfstand. ( Foto: Wikimedia Commons / Simon Waldherr )
Kritische Situation der kommunalen Haushalte - meistgelesen am 15. September 2025
Blick fällt auf freiwillige Leistungen
Die Kommunen stehen finanziell enorm unter Druck, wenn es um Einsparmöglichkeiten geht, droht daher auch der Rotstift für Leistungen im ÖPNV.
Es sei eine »gewisse Perspektivlosigkeit in die kommunalen Haushalte eingekehrt«, sagte Martin Neumayer, Landrat des Landkreises Kelheim, im Interview mit der »Bayerischen Staatszeitung«. Den Kommunen würden die Kosten davonlaufen, weshalb man gezwungen sei, bei freiwilligen Leistungen den Rotstift anzusetzen. »Wir Kommunen sind die Handwerker vor Ort, die die Sachen regeln und bezahlen müssen, ohne aber auf rechtliche Zuständigkeiten Einfluss zu haben. Das ist Zechprellerei, wie es so treffend der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer einmal ausgedrückt hat«, sagte Neumayer. Er könne nur für den Landkreis Kelheim sprechen, dort aber falle der »Blick sofort auf die freiwilligen Aufgaben, allen voran den öffentlichen Personennahverkehr«, wenn es um Einsparmöglichkeiten gehe.
Gerade ältere Menschen, die sich kein Auto leisten können oder aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst Auto fahren können, seien insbesondere im ländlichen Raum auf Busse angewiesen, »doch Sparzwänge und Vorschriften sorgen für absurde Entwicklungen«, sagte Neumayer, der von »teils absurden Entwicklungen« sprach.
Kelheim war neben Hamburg Labor für autonomes Fahren, sagte Neumayer. »Doch einen selbstfahrenden Bus, der aus Sicherheitsgründen nur 20 km/h fahren darf, nutzt niemand. Denn dann ist man fast zu Fuß schneller. Darum verkaufen wir jetzt die beiden autonomen Fahrzeuge, die wir haben. Immerhin können wir demnächst im Rahmen eines weiteren Förderprogramms das erste konzeptionell zulassungsfähige autonome Fahrzeug für den ÖPNV der Zukunft einsetzen. ‚SUE‘ soll autonom Fahrgäste mit bis zu 50 km/h transportieren. Es wird einen Testbetrieb mit zehn Haltestellen geben, die Strecke rund 11 Kilometer lang sein. Aktuell laufen die letzten Vorbereitungen.«
Trotzdem müsse er einen Vergleich ziehen, so der Landrat: »Autonome Waymo-Robotaxis in den USA fahren sogar bis zu 65 Meilen pro Stunde, das sind etwa 105 km/h. Aber das ist nicht das einzige Problem im ÖPNV«, so Neumayer. Man finde für den normalen Busverkehr kaum noch Fahrer. »Deshalb waren wir ja froh über die fahrerlosen Systeme. Froh wären wir auch über das Seilbahnprojekt gewesen, das einmal für Kelheim in Erwägung gezogen wurde. Dann hätte man die Donau überqueren oder ins benachbarte Saal fahren können. Ehrlicherweise müssen wir aber festhalten, dass diese Möglichkeit von Gutachtern letztlich nicht empfohlen wurde. Dennoch müssen wir weiter innovativ denken.«
11.06.2025
On-Demand-Mobilitätskonzept des Landkreises Kehlheim
KEXI Stadt wird in der Stadt Kelheim eingestellt
Von: Thomas Burgert
Veröffentlicht am: 15.09.2025